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Queere Geflüchtete richtig unterstützen

Viele Menschen werden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in ihren Heimatländern verfolgt und entschließen sich zur Flucht. Wie können Sie sie in ihrem Asylverfahren unterstützen? An wen können Sie sich bei Fragen wenden?

Welche Diskriminierung erleben lsbq Geflüchtete in ihren Herkunftsländern und bei der Ankunft in Deutschland?

Einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivität wird in vielen Ländern immer noch strafrechtlich verfolgt. In 36 Staaten sind homosexuelle Handlungen explizit verboten und werden entsprechend verfolgt; in 15 weiteren bestehen offiziell Verbote, diese kommen aber nicht mehr zur Anwendung. In elf Ländern zählen homosexuelle Handlungen zu vagen Straftatbeständen wie „unzüchtige Handlungen“ oder „Taten gegen die Natur“.1 In anderen Ländern kommt es aus kulturellen oder religiösen Gründen, begründet auf Tradition oder anderen Gesetzen regelmäßig dazu, dass Lesben, Schwule, bisexuelle Menschen und solche mit nonkonformem Geschlechtsausdruck zur gesellschaftlichen Zielscheibe werden. Neben Ausgrenzung und Ächtung drohen Zwangsverheiratungen, Gefängnisstrafen, Folter und manchmal sogar Mord. 

Wenn lsbq Geflüchtete in Deutschland Asyl beantragen wollen, sind sie mit neuen Problemen konfrontiert: So kommt es vor, dass verantwortliche Personen bei Anhörungen im Asylverfahren den Berichten der Antragstellenden nicht glauben, weil sie die eigenen Klischees über lsbq Personen nicht bestätigt sehen, oder zudringliche Fragen über Leben und sexuelle Orientierung der Geflüchteten stellen. Auch erweitern sich die Diskriminierungserfahrungen queerer Geflüchteter in Deutschland nicht selten darum, dass sie Rassismus erleben und als Geflüchtete stigmatisiert werden.

Ist nicht-normative sexuelle Orientierung ein Asylgrund?

Ja – seit 2005 gelten sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Deutschland als Asylgrund. Ob jemand schwul, transgeschlechtlich oder in anderer Weise queer ist, ist nicht immer gleich erkennbar oder überhaupt relevant; auch sind für Geschlecht und Begehren mancherorts andere Kategorien üblich als in Deutschland. Wenn Sie spezifische Informationen zur Begleitung von trans- oder intergeschlechtlichen Geflüchteten suchen, finden Sie diese hier.

Um Geflüchteten, die das nicht wissen oder negative Folgen eines Outings fürchten, die Thematisierung zu erleichtern, ist eine vertrauensvolle Atmosphäre in den Aufnahmestellen hilfreich. LSBTIQ*-Symbole und sichtbar ausliegende Materialien signalisieren, dass Sie offen sind, darüber zu sprechen. Auch hilft es im Zweifelsfall, Asylsuchenden die verschiedenen Gründe aufzuzählen, aus denen Asyl beantragt werden kann, inklusive sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.

Äußerst wichtig sind außerdem Weiterbildungen und Sensibilisierungsworkshops für Sozialarbeiter*innen und alle anderen Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich mit Geflüchteten zu tun haben. So können diese das nötige Verständnis für Lebensrealitäten und Bedarfe nicht-heterosexueller Geflüchteter entwickeln. 

Worauf ist bei der Sprachmittlung zu achten? 

Ausdrücke, die auf Deutsch oder Englisch selbsterklärend scheinen, sind oftmals in der Sprache derjenigen, die aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Asyl beantragen, noch nicht etabliert. Deshalb ist es wichtig, dass die Dolmetscher*innen mit den gängigen Entsprechungen aus dem jeweiligen Herkunftsland vertraut sind. 

Oft können lsbq Geflüchtete nicht darauf vertrauen, dass ihre Aussagen neutral und korrekt gedolmetscht werden, ohne dass es zu homo- oder transfeindlichen Verzerrungen kommt. Weisen Sie die betreffende Person darauf hin, dass sie intervenieren darf, wenn die dolmetschende Person ihre Aussagen verzerrt oder falsch wiedergibt.

Wie ist Unterstützung von lsbq Geflüchteten möglich? 

Fragen Sie immer direkt, wie lsbq Geflüchtete unterstützt werden wollen, zeigen Sie alle Optionen auf und treffen Sie keine Entscheidung ohne deren Zustimmung. Informieren Sie die betreffenden Personen früh über die Unterstützungsmöglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen. Bei Fragen ist es sinnvoll, sich zunächst an lsbq Personen mit Flucht- und Migrationserfahrung zu wenden, die selbst als Expert*innen auf diesem Gebiet tätig sind und beispielsweise lsbq Geflüchtete professionell beraten. Diese können sicher auch andere hilfreiche und vertrauenswürdige Fachleute empfehlen.

1 Carroll, Aengus/Mendos, Lucas Ramón (2017): "State-Sponsored Homophobia. A World Survey of Sexual Orientation Laws: Criminalisation, Protection and Recognition". In ilga.org. Zuletzt abgerufen am 28.11.2018 von https://ilga.org/downloads/2017/ILGA_State_Sponsored_Homophobia_2017_WEB.pdf; Deutscher Bundestag (2019): Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Abgeordneten Kai Gehring, Sven Lehmann, Ulle Schauws, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache 19/3061). Internationale Lage der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgendern und Intersexuellen. Bundestagsdrucksache 19. Wahlperiode, 19/9077, 29.03.2019. Zuletzt abgerufen am 09.05.2019 unter http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/090/1909077.pdf.

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