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Lebensbereich

Lesbische, schwule und bisexuelle Senior*innen

Für lsb Senior*innen war der „herkömmliche“ Lebensweg – Ehe, Elternschaft, Enkelkinder – alles andere als selbstverständlich. Anders gelebt zu haben, ist für viele immer noch mit Scham behaftet, führte zur Verheimlichung ihrer Identität und hat Auswirkungen auf ihre Lebensrealität heute.

Aufgrund von LSB-Feindlichkeit und entsprechenden gesellschaftlichen Normen waren lesbische, schwule und bisexuelle Menschen früher noch stärker als heute Diskriminierung und Unterdrückung ausgesetzt. Zusätzlich sind sie mit einem negativen Altersbild in unserer Gesellschaft konfrontiert. Diese Stressbelastung (Minderheitenstress), kann zu erhöhten gesundheitlichen Risiken führen. 

Um Einsamkeit und Isolation im Alter vorzubeugen und um eine gute Lebensqualität von älteren LSB aufrechtzuerhalten, sind Unterstützungssysteme wie die Wahlfamilie oder die Community äußerst wichtig. Aber genau diese drohen ihnen im Alter verloren zu gehen, spätestens dann, wenn sie nicht mehr allein für sich sorgen können. Darüber hinaus sind insbesondere lsb Senior*innen auf eine kenntnisreiche Gesundheitsversorgung angewiesen, die für ihre Bedarfe sensibilisiert ist. 

Die Geschichte von LSB 

Eine Generation geprägt von Diskriminierung

Der seit 1872 bestehende Paragraph 175 des deutschen Strafgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, wurde in der NS-Zeit verschärft. Über 10.000 Männer wurden in Konzentrationslager deportiert. Lesbische Frauen wurden als „asozial“ verfolgt und bestraft. 
Nach Ende der NS-Zeit blieb der Paragraph in der Bundesrepublik und in der DDR (zunächst) bestehen. Es kam weiterhin zu zahlreichen Verhaftungen von schwulen Männern. Verurteilungen bedeuteten den sozialen Tod und hatten oftmals die Abkehr von Familie und Freund*innen zur Folge. Frauen drohte der Sorgerechtsentzug für ihre Kinder, wenn bekannt wurde, dass sie lesbisch waren. 

Enorme gesellschaftliche Stigmatisierung erlebten schwule und bisexuelle Männer erneut mit dem Aufkommen von HIV/Aids in den 1980er-Jahren. Auch heute noch werden HIV-positive Menschen diskriminiert. Erst 1990 wurde Homosexualität aus der Internationalen Krankheitsklassifikation der WHO entfernt und erst 1994 der Paragraph 175 zur Gänze gestrichen.  

Eine Generation kämpft für ihre Rechte

Zu den lsb Senior*innen heute zählen aber auch diejenigen, die sich trotz alledem in der lesbisch-schwulen Emanzipations- und der Frauenbewegung engagiert und für mehr Rechte gekämpft haben. Sie haben zum Teil offen gelebt und fürchten mit zunehmender Pflegebedürftigkeit, sich in Altenheimen verstecken zu müssen. Sie haben Angst, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können und als LSB wieder abgelehnt und ausgegrenzt zu werden. 

Lebensrealitäten heute

Die Möglichkeit einer Verpartnerung sowie die Öffnung der Ehe kommen für viele ältere LSB zu spät. Steuerliche Vorteile blieben ihnen dadurch verwehrt. Aufgrund dessen und infolge erlebter Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, im Strafrecht und im Gesundheitssystem sind sie stärker von Altersarmut betroffen als Heterosexuelle

Angebote der offenen Senior*innenarbeit sind häufig nicht für LSB sensibilisiert und Angebote der LSB-Communitys richten sich größtenteils an Jüngere. Soziale Teilhabe ist für lsb Senior*innen meist nur durch die Wahlfamilie gewährt. Zur Wahlfamilie gehören unter anderem Freund*innen, Expartner*innen oder auch weitläufige Verwandte, die oft im selben Alter sind. 

Angebote wie Besuchsdienste und Gesprächskreise für LSB gibt es selten und wenn, dann meist nur in größeren Städten. Lesbische und schwule Interessensvertretungen setzen sich für eine Verbesserung der Lage von lsb Senior*innen ein. LSB-freundliche Pflegeeinrichtungen sind durch die Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“ erkennbar.