Trans* – was?
Trans* Menschen identifizieren sich nicht, oder nicht nur, mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Meist entscheidet das Aussehen der Geschlechtsorgane darüber, ob ein Baby als Mädchen oder Junge registriert und aufgezogen wird. Trans* Menschen spüren früher oder später: Das passt nicht. Etwa weil sie „dem anderen“ Geschlecht angehören. Oder weil sie sich gar nicht als Frau oder Mann einordnen können oder wollen.
Trans* Menschen sind sehr unterschiedlich: Manche sind hetero-, andere homosexuell oder queer. Manche fordern die bekannten Geschlechter(rollen) heraus und schaffen sich neue. Andere sagen: Ich bin ein Mann (oder eine Frau), und zwar schon immer, auch wenn andere das nicht sehen konnten. Manchen ist es wichtig, sich körperlich so weit wie möglich an das Geschlecht anzugleichen, das sie im Inneren als das ihre erleben. Manche nutzen nur einen Teil der medizinischen Möglichkeiten, zu denen Epilation, Hormongaben oder Operationen gehören können. Andere fühlen sich in genau dem Körper wohl, den sie haben.
Transsexuell, transident, transgender, transgeschlechtlich – warum so viele Bezeichnungen?
In der öffentlichen Wahrnehmung ist für die Vielfalt an Selbstverständnissen von trans* Menschen oft kein Platz. Wenn ein „Trans...“-Begriff fällt, wird dieser oft mit irgendwelchen Klischeevorstellungen verbunden, die das weitere Handeln beeinflussen können – oft zum Schaden der Menschen, die von diesen Bildern abweichen. Das ist einer der Gründe, warum trans* Menschen ihre Verschiedenheit auch sprachlich sichtbar machen wollen. Ein weiterer Grund ist, dass sie Ersatz für diskriminierende Bezeichnungen suchen.
Dass es überhaupt Begriffe braucht, liegt an einer stillschweigenden und verbreiteten Vorannahme: dass alle Menschen sich mit dem Geschlecht identifizieren, das bei der Geburt eingetragen wurde. Eine Identität als trans* Mensch erscheint dann als Sonderfall, die mit einem eigenen Namen versehen werden muss.
Wie viele trans* Menschen gibt es?
Schätzungen zum Anteil von trans* Menschen an der Gesamtbevölkerung unterscheiden sich danach, welche Definition von Transgeschlechtlichkeit ihnen zugrunde liegt. So legt beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) unter Bezugnahme auf verschiedene Studien für Deutschland einen Bevölkerungsanteil von 0,6 Prozent transgeschlechtlicher Menschen zugrunde.1
Ist man krank, wenn man trans* ist?
Nein.2 Dass Geschlechtsidentität und Geschlechtseintrag sich bei einem Menschen unterscheiden, ist keine Krankheit oder Störung. Diese Sichtweise vertritt nunmehr auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), was sich entsprechend in der seit 2022 geltenden Fassung der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) spiegelt.3 Allerdings wird die Anwendung dieser neuen Klassifikation in Deutschland noch dauern. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte könnte die deutsche Übersetzung fünf Jahre in Anspruch nehmen, so dass die Klassifikation ICD-10 nach wie vor in Deutschland genutzt wird.4
Allerdings kann transfeindliche Diskriminierung oder das erzwungene Verbergen der eigenen Geschlechtsidentität die Gesundheit von trans* Menschen erheblich beeinträchtigen. Dies bestätigen aktuelle Forschungsergebnisse.5 Umso wichtiger ist es, Wissen um krankmachende Bedingungen (zum Beispiel Diskriminierung) in der Bevölkerung zu verbreiten und Maßnahmen für deren Abbau in allen Lebensbereichen (zum Beispiel Schule, Arbeitsplatz, Freizeit) voranzubringen.
1 Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) (2023): „Zahlenspiele“. In: https://dgti.org/. Zuletzt abgerufen am 16.02.2023 von https://dgti.org/2021/08/12/zahlenspiele/.
2 World Medical Association (2017): „WMA Statement on Transgender People“. In: wma.net, 17.02.2017. Zuletzt abgerufen am 11.09.2017 von www.wma.net/policies-post/wma-statement-on-transgender-people/.
3 WHO (2022): „Gender incongruence and transgender health in the ICD.“ In: who.int, 2022. Zuletzt abgerufen am 19.10.2022 von www.who.int/standards/classifications/frequently-asked-questions/gender-incongruence-and-transgender-health-in-the-icd.
4 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (2023): „ICD-11. Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 11. Revision“. In: https://www.bfarm.de/. Zuletzt abgerufen am 05.01.2023 von https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/_node.html.
5 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (2021): „Geringere Chancen auf ein gesundes Leben für LGBTQI*-Menschen.“ S. 88. In: DIW-Wochenbericht, Nr. 6/21. Zuletzt abgerufen am 21.02.2023 von https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.810350.de/21-6-1.pdf.